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Pressemitteilung |

Seit 11 Jahren für die Qualität im Rettungswesen Baden-Württembergs im Einsatz: SQR-BW veröffentlicht Qualitätsbericht 2022

Qualität messbar machen – dies ist das Ziel der externen Qualitätssicherung. Der Vergleich mit Anderen hilft, den eigenen Stand erreichter Qualität besser einordnen und eventuell vorhandene Schwachstellen aufdecken zu können. Damit liefert die externe Qualitätssicherung einen wesentlichen Beitrag zum Erreichen und auch zum Erhalt eines gewünschten Qualitätsniveaus. Die Grundlage hierzu liefern die Auswertungen der „Stelle zur trägerübergreifenden Qualitätssicherung im Rettungsdienst Baden-Württemberg (SQR-BW)“ seit ihrem Start im Jahr 2012. In diesen Tagen veröffentlicht die SQR-BW ihren aktuellen Qualitätsbericht 2022. Die Entwicklung der Ergebnisse über die letzten Jahre verdeutlicht: Externe Qualitätssicherung ist eine wesentliche Unterstützung bei der Entwicklung von Instrumenten, die helfen, die Versorgung der Patientinnen und Patienten zu verbessern.

„Die externe Qualitätssicherung ist natürlich nur dann wirksam, wenn die entsprechende Bereitschaft zur Umsetzung qualitätsverbessernder Maßnahmen in den Einrichtungen besteht und dort auch auf ein funktionierendes Qualitätsmanagementsystem zurückgegriffen werden kann. Zahlreiche Ergebnisentwicklungen über die Jahre belegen, dass die externe Qualitätssicherung unter den genannten Voraussetzungen zu eindrucksvollen Qualitätsverbesserungen ihren Beitrag leisten kann. Die größten messbaren Qualitätsverbesserungen zeigen sich im Bereich der Prozessqualität. Auch strukturelle und organisatorische Probleme können mit den Instrumenten der externen Qualitätssicherung teilweise erkannt und sichtbar gemacht werden – sie lassen sich aber deutlich schwerer positiv beeinflussen, wie sich am Beispiel der erneuten Verlängerung im Zeitintervall der Prähospitalzeit zeigt“, fasst Dr. Joachim Koster, neuer Leiter der SQR-BW, die Entwicklung der letzten Jahre zusammen.

Zeiten im Einsatzablauf, Diagnostik, Versorgung und Transport: Um den Ablauf von Notfalleinsätzen im Rettungsdienst zu bewerten, müssen viele unterschiedliche Aspekte in der Rettungskette betrachtet und analysiert werden. Hierfür hat die SQR-BW auch im Jahr 2022 über zwei Millionen Datensätze aus 34 Leitstellen, mehr als eine Million Datensätze von Notfalleinsätzen der Rettungswagen sowie über 300.000 Datensätze von bodengebundenen und luftgestützten Notarzteinsätzen ausgewertet.

Die SQR-BW stellt den verantwortlich Mitwirkenden im Rettungsdienst sowie den für die Fachaufsicht zuständigen Gremien regelmäßig differenzierte Analysen auf ihrem Online-Portal zur Verfügung. Mit dem jährlich erscheinenden Qualitätsbericht wird zudem die Öffentlichkeit über die Ergebnisse der Qualitätssicherung im baden-württembergischen Rettungsdienst informiert.

Aus dem Bericht
Verschiedene zeitliche Abschnitte des Einsatzablaufs dienen als Qualitätsindikatoren. Darüber hinaus werden aber auch inhaltliche Elemente von rettungsdienstlichen Einsätzen in Qualitätsindikatoren zusammengefasst und hinsichtlich der erreichten Ergebnisse bewertet.
Das gesamte präklinische Intervall zwischen Anrufeingang und dem Erreichen eines Transportziels ist die Prähospitalzeit. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich dieses Intervall erneut verlängert.
Bei Einsätzen, die Rettungswagen alleine durchführen, betrug es in jedem zweiten Fall maximal fast 49 Minuten, in jedem 20sten Fall mindestens 83 Minuten. Bei Einsätzen mit Notarztbeteiligung lagen diese Werte bei knapp über 55 Minuten bzw. bei knapp über 94 Minuten. Ein wesentlicher Beitrag für die Unterschiede zwischen den beiden Rettungsmittelkategorien entsteht immer dann, wenn ein notarztbesetztes Rettungsmittel nicht sofort für den Einsatz mitalarmiert wird, sondern durch den Rettungsdienst am Einsatzort nachalarmiert werden muss. Diese Nachforderung verlängerte die Prähospitalzeit im Mittel um etwa 18 Minuten. Bei den sogenannten „Tracerdiagnosen“ (Diagnosen, bei denen Erkenntnisse vorliegen, dass eine schnelle Einlieferung der Patientinnen und Patienten in ein für die weitere Versorgung geeignetes Krankenhaus Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung haben kann) wurden die angestrebten maximal 60 Minuten bis zur Krankenhausaufnahme noch nicht im gewünschten Umfang erreicht. Beim ST-Hebungs-Infarkt (Herzinfarkt) war dies immerhin in etwa zwei Drittel der Einsätze der Fall. Bei Schwerverletzten und bei der Sepsis erreichten 2022 allerdings nur weniger als die Hälfte der Patientinnen und Patienten ein Krankenhaus innerhalb einer Stunde nach Notrufeingang, wobei die Sepsis insbesondere in der Präklinik ein oft schwer erkennbares Krankheitsbild darstellt. Bei den Schwerverletzten nimmt die Vor-Ort-Zeit, während der die Patientenversorgung stattfindet, den weitaus größten Anteil der Prähospitalzeit ein.

Im Bereich Diagnostik und Maßnahmen ergab sich im Berichtsjahr eine besondere Situation: Bei zahlreichen Indikatoren war für das Datenjahr 2022 eine Anpassung der Berechnung erforderlich. Daher sind die Ergebnisse des Datenjahres 2022 nur eingeschränkt mit den Vorjahresergebnissen vergleichbar. Dies hatte ebenfalls zur Folge, dass die Ergebnisse bei diesen Indikatoren tendenziell schlechter waren als im Vorjahr – mit Ausnahme des Indikators Schmerzreduktion. Auch für die Indikatoren zur leitliniengerechten Versorgung und zum Patiententransport in die geeignete Zielklinik traf die beschriebene Problematik zu. Dementsprechend zeigte sich auch bei diesen Indikatoren tendenziell eine Verschlechterung der Ergebnisse gegenüber dem Vorjahr.

Im (Gestuften) Dialog zur Qualitätsverbesserung
„Auswertungen sind immer nur so gut wie die Datengrundlage, die diesen Auswertungen zugrunde liegt. Das Nicht-Erreichen von Qualitätszielen kann einerseits durch echte Qualitätsmängel, andererseits aber auch durch Dokumentationsmängel begründet sein. Wir als datenannehmende Stelle können diese beiden Ursachen nicht immer sicher unterscheiden. Daher wurde das Instrument des Gestuften Dialogs implementiert, bei dem durch Einholung von Rückmeldungen der Standorte oder Leitstellen diese Abgrenzung ermöglicht werden soll“, so Dr. Joachim Koster, Leiter der SQR-BW. Der Gestufte Dialog dient aber auch dazu, dass aus Gesprächen mit Experten aus dem gleichen Fachgebiet und der gleichen Berufsgruppe Hilfestellungen zur Verbesserung der Versorgungsqualität resultieren können.

Der im Berichtsjahr abgeschlossene Gestufte Dialog für das Datenjahr 2021 umfasste wie im Vorjahr sieben notärztliche Versorgungsindikatoren, zusätzlich sowohl für Notarztstandorte als auch für Rettungswachen die Ausrückzeit und die Vollzähligkeit der Datenlieferung sowie die beiden bereits im Vorjahr in den Gestuften Dialog aufgenommenen Leitstellenindikatoren (Gesprächsannahmezeit bei Rettungsdiensteinsätzen, Erstbearbeitungszeit in der Leitstelle). Für die Rettungswachen wurden erstmals 3 Versorgungsindikatoren in den gestuften Dialog aufgenommen. Da dieser Gestufte Dialog erstmalig durchgeführt wurde, erfolgte die Bewertung vorwiegend zum Erkenntnisgewinn und es wurde auf schriftliche Zielvereinbarungen verzichtet.

Bei den 68 bewerteten Stellungnahmen zu rechnerisch auffälligen Ergebnissen notärztlicher Versorgungsindikatoren zeigte sich in 13 % eine ausreichende Erklärung für das auffällige Ergebnis,
die nicht auf einen Qualitätsmangel schließen ließ. Der Anteil der Fälle mit Mängeln in der Dokumentationsqualität hat im Vergleich zum Vorjahr deutlich abgenommen. In etwas mehr als der Hälfte der Stellungnahmen gab es Hinweise auf andere Qualitätsmängel, die größtenteils die Prozessqualität betrafen. Seltener wurden strukturelle oder organisatorische Mängel festgestellt.

Die Anzahl der mit den Notarztstandorten geschlossenen Zielvereinbarungen hat gegenüber dem Vorjahr deutlich abgenommen. Fast die Hälfte der Zielvereinbarungen betraf die Dokumentation, die übrigen Dialoge betrafen überwiegend das Thema Prozessqualität.
Der Gestufte Dialog zeigte auch in 2021 seine Wirkung: Von den 51 Dialogen mit Zielvereinbarungen aus dem Gestuften Dialog 2020 wurde bei sechs bereits in 2021 ein rechnerisch unauffälliges Ergebnis erreicht. Bei weiteren 36 Dialogen war das Ergebnis zwar nicht unauffällig, hatte sich jedoch gegenüber dem Vorjahr verbessert, sodass keine Stellungnahme mehr angefordert wurde.

Der erstmalig durchgeführte Gestufte Dialog zu rettungsdienstlichen Indikatoren zeigte ähnliche Ergebnisse: In mehr als der Hälfte der bewerteten Stellungnahmen zeigten sich Hinweise auf Dokumentationsmängel, Hinweise auf Qualitätsmängel fanden sich bei 41 % der Stellungnahmen. Bei 5 % der Stellungnahmen fanden sich Gründe für die rechnerischen Abweichungen, die keinen Hinweis auf Qualitätsmängel ergaben.

Hintergrundinformation
Die Stelle zur trägerübergreifenden Qualitätssicherung im Rettungsdienst Baden-Württemberg (SQR-BW) ist seit 2012 als neutrale, bereichs- und trägerübergreifende Kompetenzeinheit tätig. Sie hat die Aufgabe, im Interesse der Bürgerinnen und Bürger die Qualität im Rettungsdienst zu sichern, Verbesserungspotenziale zu erkennen und Maßnahmen zur Optimierung zu erarbeiten.

Die SQR-BW mit Sitz in Stuttgart ist als fachlich unabhängige Organisationseinheit beim Medizinischen Dienst Baden-Württemberg angesiedelt. Unterstützt und beraten wird sie von einem Beirat, der paritätisch mit Kosten- und Leistungsträgern besetzt ist. Ebenfalls im Beirat vertreten sind die Landesärztekammer sowie das für den Rettungsdienst zuständige Innenministerium.

34 Leitstellen, über 200 Notarztstandorte (davon 8 Standorte der Luftrettung) sowie rund 300 Rettungswachen liefern die Datenbasis für die Arbeit der SQR-BW.

Pressekontakt
Dr. med. Joachim Koster
Leiter SQR-BW
Leuschnerstraße 43 | 70176 Stuttgart
Tel. 0711 2252-2260 | joachim.koster(at)sqrbw.de
www.sqrbw.de

Den vollständigen Qualitätsbericht finden Sie unter https://www.sqrbw.de/sqr-bw/qualitaetsberichte.

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